Rückblick: Unsere Aktionskonferenz am 13. Mai

Aktionskonferenz "Zivile Lösungen für Syrien" am 13.05.2017 in Köln

Viele Fragen, viele Ideen und viel Engagement für Frieden in Syrien hatten die mehr als 50 Teilnehmer*innen zu unserer Aktionskonferenz am vergangenen Samstag in Köln mitgebracht. Die Diskussionen rund um die Ursachen und Akteur*innen des Syrienkonflikts waren durchaus kontrovers, wurden aber immer fair geführt - nicht ganz selbstverständlich bei einem Thema, das mit so vielen Emotionen verbunden ist! Wir sind dankbar für die konstruktiven Diskussionen, die vielen hochspannenden Beiträge aus dem Publikum und die neuen Kontakte, die wir knüpfen konnten. Wir hoffen, dass sich aus all dem einiges entwickelt und fühlen uns durch die Konferenz in unserer Kampagnenarbeit bestätigt und gestärkt.

Eine ausführliche Dokumentation der Konferenz veröffentlichen wir voraussichtlich Ende Juni und weisen dann auf unserer Website und im Newsletter darauf hin. Hier schon einmal ein paar Ausschnitte aus dem Begrüßungsstatement von Jens-Peter Steffen von der IPPNW, Sprecher der Kooperation für den Frieden:

"Das Schicksal so vieler Menschen in Syrien, der Toten, Verletzten und der Vertriebenen kann uns, die wir für Frieden, Menschenrechte und eine gerechtere Weltordnung eintreten, nicht kalt lassen. Ganz im Gegenteil, das Geschehen geht vielen unter uns dermaßen unter die Haut, dass auch unter uns immer wieder unterschiedliche Sichtweisen und Deutungen von Fakten, Ereignissen und Perspektiven im Widerstreit liegen. Das hat zur Konsequenz, dass wir uns im Streit zerlegen statt zu gemeinsamem friedenspolitischen Handeln zu gelangen.

Jede einzelne Aussage der Beschreibung der Konflikte und des Krieges in Syrien muss mit einer Gegenrede rechnen. Liegen die Wurzeln des Konfliktes in politischer Unterdrückung oder ist alles von Anbeginn an von außen gesteuert? Teilen wir die Sichtweise, dass wir im Land eine komplexe Kombination aus dem Kampf für mehr Bürgerrechte, einem Bürgerkrieg und schließlich einem Stellvertreterkrieg globaler und regionaler Interessenträger mit dem Ziel des „regime change“ oder der Systemrettung und einem regional und international geführten Krieg gegen den Terror finden? Allgemein ersichtlich ist dagegen, dass die externen militärischen Maßnahmen die Situation komplizierter gemacht und zu einer Unregierbarkeit des Landes geführt haben, die Wirtschaft ist kollabiert und eine Kriegsökonomie entstanden. Das gipfelte wiederum in einer humanitären Krise mit einer Massenfluchtbewegung, die Europa und auch Deutschland direkt tangiert. (...)

Die Kampagne "MACHT FRIEDEN. Zivile Lösungen für Syrien" und die Kooperation für den Frieden verstehen sich als gewaltfreie Initiativen, die sich keinem politischen "Lager" zuordnen lassen wollen, weder dem der syrischen Regierung und ihrer Bündnispartner*innen, noch dem der bewaffneten Opposition, noch dem der unterschiedlichen externen Kräfte. Wir verurteilen Gewalt, egal von welcher Seite sie ausgeübt wird, denn wir sind davon überzeugt, dass ein Prozess hin zum Frieden in Syrien nur auf politischem Wege, ohne Gewalt nachhaltig und damit erfolgreich sein kann. (...)

Da wir mit der Konferenz vor allem Wege aufzeigen wollen, wie wir als deutsche Friedensbewegung hier vor Ort aktiv werden und die deutsche Syrienpolitik hin zu einer friedenslogischen, zivilen Politik ohne Bundeswehreinsatz verändern können, ist uns die Aktionsorientierung der Konferenz besonders wichtig. Denn wir hören immer wieder, wie groß das Bedürfnis in der deutschen Friedensbewegung ist, Antworten auf die Geschehnisse in Syrien zu finden und etwas zu tun, um unsere Politik friedlicher zu gestalten. Diese Konferenz sollte als eine Auftaktveranstaltung verstanden werden, durch die sich auch mehr Kontakte zur deutsch-syrischen Community entwickeln. Langfristig würden wir diese Kontakte sehr gerne ausbauen.

Diese Konferenz soll die Friedensbewegung also dazu anregen, zum Syrienkrieg aktiver zu werden und eine weitgehend gemeinsame Sprache zu finden. Das beinhaltet auch die Vermittlung konkreter Befähigung, Politiker*innen von zivilen Alternativen zu Militäreinsätzen zu überzeugen. Also uns Methoden anzueignen, wie Argumentationstraining, Graswurzellobbyarbeit, Social Media oder diverse weitere Aktionsformen. Deswegen richtet sich der Fokus auf ZKB und Graswurzelinitiativen in Syrien, die wir mit einer von uns geforderten friedenslogischen deutschen Syrienpolitik begleiten wollen. Was das konkret bedeuten kann, dem wollen wir uns heute annähern.

Wenn wir alle offen für diesen Ansatz der Konferenz sind, dann haben wir eine gute Chance, die auch in die Friedensbewegung überschwappenden Stellvertreterkonflikte zielorientiert zu bearbeiten und zu gemeinsamen Positionen und im Idealfall zu gemeinsamen Aktionen zu kommen."

Den Abschluss der Konferenz bildete eine Fotoaktion vor dem Kölner Dom - sogar die Sonne kam dafür pünktlich raus ;). Erste Fotos von der Konferenz und der Aktion findet ihr hier: